Ökonomisierung der Bildung: "Junge Menschen werden wie Maschinen behandelt"
Der Pädagoge Jochen Krautz warnt davor, dass Schulen zu "Fabriken von Humankapital" werden.
"Junge Menschen werden wie Maschinen
betrachtet, die ein Investitionsgut sind und deren Bildung Kapital
abwerfen soll. Schulen sind dann Fabriken zur Herstellung solchen
Humankapitals und Lehrer haben dies nach festgesetzten Standards zu
produzieren. Das ist antihumanistisch und undemokratisch."
"Warum wird die Ökonomisierung der Bildung in der Öffentlichkeit dann so vehement gefordert?
Man
könnte meinen, das sei das Interesse „der Wirtschaft“. Denn tatsächlich
haben die großen Wirtschaftsverbände die jetzige Entwicklung massiv
propagiert und mit Lobbyarbeit unterstützt. Warum? In den entsprechenden
Abteilungen der Wirtschaftsverbände sitzen eben Bildungsökonomen. Und
die haben nicht nur keine Ahnung von Pädagogik, sondern denken in den
unzulänglichen Kategorien neoliberaler Wirtschaftstheorie, die längst
zum alleinigen Paradigma der Wirtschaftswissenschaft geworden ist.
In
der Finanzkrise gab es einen kurzen Moment, in dem öffentlich wurde,
dass diese neoliberale Monokultur des Denkens uns in das Desaster
geführt hat. Es ist bei der Bildung nicht anders: Genau die
ökonomistische Kurzsichtigkeit ist wesentlich mit Schuld am
Bildungsdesaster. Kurz gesagt: Die Ökonomisierung von Bildung führt
genau zu dem Bildungsverlust, den man nun selbst beklagt."
Jochen Krautz ist Gymnasiallehrer und
Professor für Kunstpädagogik an der Universität Wuppertal. Krautz ist
Autor des Buches "Ware Bildung. Schule und Universität unter dem Diktat
der Ökonomie" und ein scharfer Kritiker der aktuellen Bildungspolitik.
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